Im Interview mit Peter Tappler zum Thema Wohnraumlüftungen

Als Experte für Innenraumanalytik hat er die positiven Auswirkungen einer Wohnraumlüftung wissenschaftlich belegt. 

Im Interview mit Peter Tappler zur Wohnraumlüftung
Wie gut oder schlecht ist die Luft in Österreichs Wohnungen?


Tappler: Wir schätzen, dass in mindestens zehn Prozent der Wohnungen akutes Handeln angesagt wäre, weil die Luftqualität unzureichend ist.

 

Was macht die Luftqualität aus?

Tappler: Erstens muss man das Raumklima beachten: Bei Temperatur und Luftfeuchte gibt es einen Behaglichkeitsbereich. Zweitens gibt es Schadstoffe, die im Raum entstehen, weil sie von Baumaterialien, Möbeln oder uns Menschen selbst abgegeben werden. Und drittens kommen auch Schadstoffe von außen herein.

 

Wo liegen dabei die größten Probleme?

Tappler: Die Räume werden immer dichter. Das ist prinzipiell positiv, aber erstens steigt dadurch die Gefahr von Schimmel, und zweitens bleiben Schadstoffe länger im Haus. Formaldehyd ist zwar mittlerweile ein kleineres Problem, aber flüchtige organische Verbindungen und Schimmelsporen messen wir dafür mehr als früher.

 

Und eine Komfortlüftung hilft dagegen?

Tappler: Eine Studie, die wir selbst durchgeführt haben, hat gezeigt, dass sowohl Schimmelbestandteile als auch flüchtige organische Verbindungen und Formaldehyd in Wohnungen mit Lüftung geringer werden. Deshalb kann ich Lüftungsanlagen aus innenraumhygienischen Gründen empfehlen. Sie sind keine Keimschleudern, sondern führen im Gegenteil zu weniger Keimen und Allergenen in der Luft. Bei Lebensmitteln achten die Menschen sehr genau auf Schadstoffe – bei der Luft sollte man das Gleiche tun.

 

Das heißt aber noch nicht, dass ohne Lüftungsanlage die Luft automatisch schlecht ist.

Tappler: Die Bautechnikverordnungen fast aller Bundesländer schreiben gesetzlich eine „ausreichende Belüftung“ vor. In den Kommentaren zur OIB-Richtlinie 3, die Basis der Verordnungen ist, wird erläutert, was das bedeutet: In Schlafzimmern sind diese Werte in der Regel nur durch eine Wohnraumlüftung (in der Fachsprache "Komfortlüftung") erreichbar. In Ihrem eigenen Haus kann Sie niemand klagen, wenn die Luft schlechter ist – aber den Gesetzen entspricht es nicht. Wer eine Wohnhausanlage baut, muss sich jedenfalls daran halten.

 

Worauf sollte man beim Kauf einer Lüftungsanlage achten?

Tappler: Greifen Sie zu einem hochwertigen Modell mit Feuchterückgewinnung und/oder Bedarfsregelung – sonst haben Sie womöglich zu trockene Raumluft. Und Sie sollten lieber zu einer erfahrenen Fachfirma gehen als zu einem Installateur, der eine Wohnraumlüftung zum ersten Mal plant und einbaut. Wichtig ist es auch, eine geräuscharme Anlage mit gutem Schalldämpfer zu kaufen – gute Geräte liegen unterhalb der Hörschwelle.

 

Gibt es Fälle, in denen Sie vom Einbau einer Komfortlüftung abraten?

Tappler: Nicht wirklich. Es gibt Sanierungsfälle, wo der Einbau sehr schwierig ist – da behilft man sich mit kleineren Anlagen. Es gibt aber ein Bauteil, von dem ich entschieden abrate: den Luft-Erdwärmetauscher. Dieses System war früher verbreitet, wird heute aber aus hygienischen Gründen nicht mehr empfohlen. Besser sind Sole-Luft-Erdwärmetauscher zur Vorwärmung bzw. Vorkühlung der Außenluft.

 

Peter Tappler ist gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Innenraumluft und Bauchemie, leitet den "Arbeitskreis Innenraumluft" des Umweltministeriums und betreut das Informationsportal raumluft.org.

 


 

Weiterführende Literatur zum Thema Wohnraumlüftung

 

Weltweit umfangreichste Studie zur Bewohnergesundheit in neuen, energieeffizienten Wohnbauten.
Von Studienleiter Peter Tappler (IBO) und Hans-Peter Hutter (MedUni Wien).
In einem Zeitraum von 3 Jahren wurden mehr als 120 Wohnobjekte beobachtet, über 570 Interviews und über 3000 Einzelmessungen durchgeführt. Die Studie zeigt, Wohnraumlütungen verbessern die Raumluftqualität und erhöhen die Wohnzufriedenheit. Resümee: Energieeffiziente Wohngebäude mit Wohnraumlüftungsanlagen sind zukunftsweisend.

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